...WELT...
=> Noch nicht angemeldet?
Für epische Musik draufdrücken
...WELT... - Die hellste Nacht
Du befindest dich hier: ...WELT... => Heiliger Yard (Geschichten) => Die hellste Nacht |
|
Zin Sterling (1934 Posts bisher) |
CHAPTER FOURTEEN Zu sehen war diesmal wieder die große, schlanke Frau mit ihrem karminroten Kleid. Sie trug einen dunklen Pelz um ihre Schultern und ihre Haare waren wie immer schwarz, glänzend und gewellt. Ihr Gesichtsausdruck hatte etwas Aufgesetztes. Etwas Kühles, Unnahbares. Sie hatte ihr Kinn hochgestreckt und sah uns Kinder mit steifer Miene an. Ein paar von ihnen hatten aufgehorcht und wieder Hoffnung, andere jedoch blieben einfach schwach liegen. Es war ein Trauerspiel. Als hätten sich die Gefühle aller Kinder gesamt nun in diesen Moment gelegt. Ich fokussierte meinen Blick etwas und versuchte, besser zu erkennen, ob sie was hatte...irgendwas Essbares. Irgendein neues Kuscheltier, ein Spielzeug, irgendwas... Ihr Blick war jedoch kalt. Wie Eis. Und ihr sanftes Lächeln durchdringend wie ein Messer. Einer der Kinder war zu ihr hingekrabbelt und schaute nun zu ihr auf. "Mama.." wimmerte es verzweifelt. Sein dunkelbrauner Kleiderfetzen hing ihm von den Knochen und sein Blick ließ das Herz schmelzen. Es war ein Blick von Hunger, Trauer und Hoffnungslosigkeit ...oder zumindest einem Funken Hoffnung. Die große Frau mit den schwarzen langen Haaren kickte jedoch wütend seine Hand weg, woraufhin dieser noch mehr wimmerte als zuvor. Sie ließ nun ihren kühlen Blick umherschweifen. "Es ist soweit..." lächelte sie schließlich. Jedoch war darin keine Spur mehr von der ursprünglichen Sanftheit zu finden. Nur...Blutdurst? War es das? War sie durstig nach Blut? ...unserem Blut? Ich schluckte leer, auch wenn ich das Gefühl hatte, als wäre es keine Flüssigkeit, die meinen Hals hinunterrutschte. Was war soweit? War es das, was sie die Arena nannte? Schließlich trat sie theadralisch einen Schritt zur Seite, woraufhin einige dunkle Männer an ihr vorbeliefen und den Raum betraten. Einer von ihnen, es war wohl der, den ich sonst immer gesehen hatte, der, der mich in den Kerker, auf mein Zimmer und nun auch in diesen Keller gebracht hatte. Der, der mir meinen Traum, die Namenlose, weggenommen hatte. Der große, dunkle Mann, der mit dem langen, filzigen schwarzen Bart und den hasserfüllten, finsteren Augen. "Alle Wesen, die noch laufen können, folgen der Herrin. All jene, die es nicht können, bleiben hier!" Ich zitterte etwas. Zum einen wegen der Kälte, zum anderen wegen...ja, warum eigentlich? Hatte ich Angst? Oder war es Hoffnung? Neugierde? Ich schaute zu Gustavius und hielt ihn so stark fest wie ich konnte, während ich mich an die kleine Puppe ankuschelte. "Dich konnten sie mir nicht wegnehmen.." wisperte ich rau, kaum hörbar und rieb sein Gesicht an meines. Schließlich regte sich was... Ein paar Kinder standen nun tatsächlich, mit wackelnden Beinen und Gewimmer auf. Manche wurden von den Männern unsaft hochgezogen. Ich beobachtete das Schauspiel ausdruckslos, während die Lady ihren Blick umherschweifen ließ und ihr Lächeln auf einmal...irgendwie...grotesk wirkte. Ihre Mundwinkel sahen für einen kurzen Moment aus, als würden sie sich bis unter die Augen ziehen. Jedoch war dies bestimmt nur meine Vorstellung. Wie wäre das sonst möglich? Was war denn überhaupt noch real und was nicht? Ein Kind nach dem anderen, Schlangenschweif, der Stier und auch Mondauge. Andere Kinder kamen noch mit dazu und standen ebenso mühsam auf, ebenso gab es auch Kinder, die einfach kauern oder liegen blieben. Ich sah, wie Mondauge zu einem kleinen Wesen rief: "Steh auf, Felsenohr! Los!" Sie zog an ihm, jedoch gab er nur ein leises schwaches Murmeln von sich. "Bitte! Felsenohr!" Wimmerte sie, wurde jedoch von einem der Männer von ihm weggezogen. Die Dame starrte nun gehässig zum Mädchen. "Felsenohr? Wer hat ihr bitte diesen Floh ins Ohr gesetzt?" - Ich sah dies als Zeichen, mich nun ebenso aufzurichten. Dabei spürte ich, wie meine Knochen und Muskeln rebellierten und biss mir gedrängt auf die Lippe. Aua....es tut so weh.... Ich biss meine Zähne zusammen und blinzelte angestrengt. Ich muss. Ich muss aufstehen! Sonst... Ja, was passierte sonst? Was passierte mit den Kindern, die liegen blieben? Die zu schwach waren? Ich riss meine Kraft zusammen und stand schließlich ohne jegliche Hilfe auf. Der Hunger und der Durst waren kräftezehrend...genau wie die Kälte. War das vielleicht eine Prüfung? Durften nur die ´Auserwählten´ in die Arena, die die stark genug waren? Ich merkte schließlich, wie ich nach vorne gezogen wurde. Die Lady sah zu mir runter, ihr Blick war ausdruckslos. Ihre Lippen zierten ein starkes Rot und ihre Augen waren in einem dunkelvioletten Ton umrandet. "Der Namenlose also..." murmelte sie mit verführersischer Stimme und beugte sich zu mir runter, woraufhin sie mich am Kinn zu ihre Lippen hielt und mir einen Kuss auf den Mund gab. Ich war verwirrt. Warum küsste sie mich? Sie blinzelte mich mit ihren dunklen Wimpern intensiv an und säuselte. "Für Dich, kleiner Namenloser habe ich eine besondere Tragödie geplant." Meinte sie leise und lächelte geheimnisvoll, bevor sie wieder aufstand und sich umschaute. Ich bemerkte den brennenden Blick einiger Kinder auf meinem Rücken. Ich wusste selbst nicht, warum. Warum sie sich um mich scheinbar mehr kümmerte als um die anderen Kinder...ich verstand es nicht. Und was hatte es mit dem Kuss auf sich? Sie machte schließlich eine auffordernde Armbewegung und drehte sich ruckartig um. "Mitkommen!" Befahl sie mit fester Stimme und begann, die Treppenstufen hinaufzugehen. Wir folgten ihr ängstlich... |
Antworten:
Themen gesamt: 151
Posts gesamt: 5141
Benutzer gesamt: 27
Derzeit Online (Registrierte Benutzer): Niemand
